Unser Redakteur war am 13. Mai 2023 bei der Langen Nacht der Computerspiele in Leipzig vor Ort. Und die fühlte sich nach dem Wegfall der Corona-Maßnahmen fast schon wie vor der Pandemie an.
Die QUICK-SAVE.de-Redaktion hat die seit 2007 an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig stattfindende Lange Nacht der Computerspiele bereits vergangenes Jahr besucht, die nach Beginn der Corona-Pandemie erstmals wieder vor Ort im Lipsius-Bau stattfand. Nach wie vor bekommen Besucher ein großes Sammelsurium an Videospielkultur geboten. Und das kostenlos.
Dieses Jahr gab es zwei deutliche Veränderungen: Einerseits fielen die Maßnahmen gegen das Coronavirus weg, die Veranstaltung konnte ohne FFP2-Maske und ohne Kontaktnachverfolgung besucht werden; das war im vergangenen Jahr noch Pflicht. Andererseits öffneten sich für die Besucher erstmals die Türen des gegenüberliegenden Nieper-Baus, sodass es an zwei Standorten zahlreiche Stände gab, die für Jung und Alt etwas zu bieten hatten.
Genau wie letztes Jahr erfolgte die Anfahrt über die Bundesautobahn 14, über die man die HTWK mithilfe eines Navigationssystems bequem erreichen konnte und die umliegende Parkplatzsituation äußerst gütig war. Umweltfreundlicher ist dagegen die Anfahrt mit den Leipziger Verkehrsbetrieben; die Hochschule hat schließlich eine nach ihr benannte Haltestelle.
Erdgeschoss
Kurz vor 14 Uhr öffneten sich die mittleren Türen der Hochschule für die Besucher, die wie letztes Jahr die Vitrinen am Eingang vermissen werden, aber sich ebenso wieder einer Taschenkontrolle unterziehen müssen.
Um die Ecke befand sich ein Vier-Pfeile-Tanzautomat, bei dem man das richtige Feld mit dem Fuß erwischen muss, sobald ein entsprechender Pfeil auf dem Bildschirm auftaucht. Mitmalfilm bot ein interaktives Malspiel an und Memopolis lud zur Spieleprogrammierung ein.


Direkt hinter Treppe und Aufzug befindet sich der Speisesaal, in dem sich, wie jedes Jahr, Freunde analoger Spiele zusammentrafen, um epische Schlachten auf Spielfeldbrettern auszutragen. Oder sich mit Werten auf Karten gegenseitig zu bekämpfen. Die Gäste konnten zudem günstige Speisen und Getränke, ab den Abendstunden noch dazu warme Mahlzeiten, zu sich nehmen.
Aus zeitlichen Gründen war eine Besichtigung des Science MashUps in einer der Räumlichkeiten nicht möglich. Der „wissenschaftliche Austausch“ wurde sowohl vor Ort als auch im Internet ausgetragen.
Erster Stock
Einmal die Treppen hoch wurde man von Alchemical und einer breiten Palette an Indie-Spielen begrüßt, genauso wie im vergangenen Jahr. Allgemein war der erste Stock der Bereich für genau die Art Videospiele, in denen kleine Teams ihr Herzblut reingesteckt haben und es vor Publikum präsentierten.
Richtung Südfoyer erregte eine große Wand mit dem Schriftzug „Marble Run“, der während des Tages die Farbe von Blau zu Grün wechselte, mit neun Touchscreens das Aufsehen der Besucher. Eine ruhige Kugel über neun Bildschirme schieben ist wahrlich etwas, das man nicht häufig sieht. Weiterhin konnte man in einem Raum voller Greenscreens der Frage nachgehen, ob man Streetfighter blind spielen kann.


Richtung Nordfoyer wurden die Beine trainiert mit Homerun_active. Hierbei soll man auf drei Linien auf der Stelle laufen, um so auf dem Bildschirm Hindernissen auszuweichen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Stand zu einem kleinen Publikumsmagneten und die Bestenliste wuchs stetig an.
In zwei Räumlichkeiten präsentierten zahlreiche kleine Teams ihre neusten Indie-Werke. Deren Werke konnten direkt probegespielt werden und bei Bedarf wurden Hilfestellungen gegeben. Als Goodie gab es lediglich Kärtchen mit Infos zum Spiel, wobei beim Titel Casebook 1899: The Leipzig Murders – ein Point-and-Click-Adventure im Stile der 90er Jahre – Aufstecker im Stile des „Ask Me About Loom“-Badges aus The Secret of Monkey Island ausgelegt wurden.
Auffällig viele Ballons kamen von einem der hinteren Räumlichkeiten des ersten Stockwerks, der sich „#AFK-Raum“ schimpfte. Mit Brettspielen, Snacks und Getränken konnte man sich ein wenig vom „Stress“ des Events erholen oder sich zu viert bei einer Partie Mario Kart 8 auf der Nintendo Switch malträtieren.
Zweiter Stock
Wenn einem schon die 8-Bit-Musik entgegenkam, ist das Stockwerk der Retrospiele nicht mehr weit entfernt. Direkt im Hauptfoyer wurde man traditionell vom Stand von Radio Paralax begrüßt und beschallt, die allerdings auch Spielstationen bestehend aus älteren Heimcomputern und Konsolen angeboten haben, aber auch hin und wieder Interviewgäste bei sich hatten. Bei meinem Rundgang wurde einer der Begründer der Langen Nacht der Computerspiele – der Journalist René Meyer – interviewt.
Richtung Südfoyer gab es zahlreiche kleine Stationen mit Heimcomputern der 70er- und 80er-Jahre. Vom Sinclair ZX Spectrum bis zum Amiga 500 waren viele Klassiker dabei, dessen Standbetreuer man nebenbei bei Projekten zu diesen alten Gerätschaften noch zuschauen konnte. In einem Raum konnte man sich sogar zu viert in Bomberman (in Europa Dyna Blaster) gegenseitig das Leben zur Hölle machen, indem man deren Weg mithilfe von Bomben versperrt hat.
Bei Classic Tetris Germany drehte sich alles um das Kultspiel rund um die verschiedenen Blöcke. Im Laufe des Tages wurden auch live kommentierte Turniere zur Schau gestellt, bei denen zwei Spieler gegeneinander antreten konnten.


Das Haus der Computerspiele hatte in einem Raum seine Sammlerstücke zum Spielen ausgestellt. Neben den Robotron-Computern oder dem TV-Spiel aus der DDR konnte man an zahlreichen Konsolen von Sega, Nintendo, Sony oder Microsoft bis zum Ende des Events zocken. Natürlich auf zeitgemäßen Röhrenfernsehern. Eine kleine Ecke mit älteren PCs wurde ebenfalls ausgestellt, deren Anzahl allerdings im Vergleich zum Vorjahr stark geschrumpft ist. In der Mitte war als Eyecatcher eine ferngesteuerte Autorennbahn zu bewundern, die der Carrera-Rennbahn ähnlich ist.
Richtung Nordfoyer hatten Amiga Retr-O-Mat und der Atari Bit Byter User-Club einige Spielstationen zu bieten. Wie etwa das Hugo-Spiel, welches wie die Fernsehsendung damals mit der Tastatur eines Telefons bedient werden muss.
Ganz am Ende des Flurs übertrugen die LNC Masters eSports-Veranstaltungen, bei denen dabei zugeschaut werden konnte.
Dritter Stock


Im Hauptfoyer des dritten Stocks wurde man vom Stand der LeFx GmbH begrüßt, bei denen man das berühmt-berüchtigte Wire-Loop-Spiel spielen konnte – in der virtuellen Realität. Während in Richtung Süd- und Nordfoyer sich ebenfalls noch ein paar Teams mit VR-Stationen niedergelassen haben, bestand der dritte Stock lediglich aus einer weiteren Räumlichkeit, die Stationen für Mehrspieler-Spiele anbot, zumindest an mehreren PC-Stationen war der Battle.net-Launcher geöffnet.
Ursprünglich sollten die kreativen Leute, die Zeichnungen für Videospiele präsentieren, im ersten Stock sein, doch diese wurden offenbar kurzerhand in den dritten Stock neben der Räumlichkeit von Leipzig eSports versetzt.
Sonstiges


Ab 16 Uhr öffneten sich die Türen des gegenüberliegenden Nieper-Baus, der ebenfalls zur Hochschule gehört. Dort konnten die Besucher beim Überqueren der liebevoll „Karli“ genannten Karl-Liebknecht-Straße nicht nur den Fußball-Robotern und deren Programmierern beim Kicken zusehen, sondern konnten bei Sing’n’Win ihr Gesangstalent unter Beweis stellen beim Nachsingen verschiedenfarbiger Liedzeilen vom Bildschirm.
Vor dem Eingang des Lipsius-Baus bekam man erst einen kleinen Schreck beim Anblick des Krankenwagens. Doch die Puppe im Liegewagen offenbarte eine Art Training für Notfall oder Erste Hilfe. Ob das Team darin auch bei einem echten Notfall eingegriffen hätte, musste nicht festgestellt werden.
Fazit
Eine solide Veranstaltung, die da schon zum 17. Mal auf die Beine gestellt wurde und laut Website von „[m]ehr als 2000 Gästen“ besucht wurde. Dank weggefallenen Corona-Maßnahmen fühlte sie sich schon wie vor der Pandemie an. Direkt zu Beginn war es zwar noch etwas übersichtlich, doch im Laufe der Zeit wurde es voller, aber nicht brechend voll wie etwa auf der Gamescom in Köln. Man trifft auf gut gelaunte Leute, die das gemeinsame Interesse an Videospielkultur frönen und vielleicht gemeinsam sogar noch Spaß dabeihaben. Für Jung und Alt wurde auch dieses Jahr viel geboten, selbst wenn der Wegfall der zahlreichen IBM-kompatiblen Rechner das Gesamtbild etwas getrübt haben.
Ein Termin für die 18. Lange Nacht der Computerspiele steht ebenfalls schon fest. Am 27. April 2024 wird sie stattfinden, was traditionell wieder an einem Samstag sein wird.