TV-total-Fans haben mit Pulleralarm ein Sammelsurium voller Clips und Soundeffekte zur Sendung, garniert mit einem Geschicklichkeitsspielchen. Heute: die Christmas-Edition.

Stefan Raab moderierte von 1999 bis 2015 die Fernsehshow TV total, die auf skurile Sachen im deutschen Fernsehen einging. Etwa aus der Sendung „Mit Dubinski reisen“, in der der Journalist Ingo Dubinski 1999 in einer Reportage aus Versehen seinen Penis entblößte. Für Raabs Sendung die Geburtsstunde der Rubrik „Puller-Alarm“, die ab diesem Zeitpunkt solch ähnliche Aktionen präsentierte. Das ging offenbar so weit, dass es im November 2000 für ein Computerspiel ausreichte.
Aber hier geht es nicht exakt um das Original-Spiel, welches man im Handel erwerben konnte, sondern um die auf weihnachtliche Stimmung angepasste Christmas Edition, die es unter anderem auf der Ausgabe 1/2001 der Computer Bild Spiele geschafft hat. Während es nur ein einziges Level mit anderen Gegnern als im Original gibt, ist das Gameplay prinzipiell das gleiche. Wer damals ans Internet angeschlossen war, konnte diese kostenlose Edition auf der offiziellen Website zum Spiel pulleralarm.tvtotal.de herunterladen.
Ich muss mal…spielen

Wer die Rubrik der Sendung kennt, sollte mit solchen Sachen bloß nicht im Spiel rechnen, denn hier ist das Thema mehr oder weniger die Notdurft des Menschen. In einer isometrischen Perspektive steuert man den Stefan Raab im Comic-Look durch eine von Marble Madness inspirierten Welt. Überall stehen Sofas und Sessel herum, ausgestattet mit einem Sixpack eines unbenannten Getränks, welches laut Spielbeschreibung alkoholfrei sein soll. Entscheidend für den Spielfortschritt sind nur die obersten Flaschen, für weitere Punkte kann man den ganzen Kasten leertrinken.
Doch der Weg zum Sofa wird ein wenig gefährlich, denn Weihnachtsmänner mit Sonnenbrille und kleine Hunde können uns Leben wegnehmen. Felder mit einem Totenkopf markieren deren Spawnpunkt. Und wenn sie zusammen kollidieren, verschwinden sie einfach in einer Rauchwolke. Gewisse Powerups in der Spielwelt ermöglichen einen einfacheren Spielablauf.
Einerseits lassen sich die Gegner mit der Faust besiegen. Diese erlaubt es, dass der Spieler einfach durch die Gegnerschaften laufen kann, ohne ein Leben zu verlieren. Signalisiert wird das durch Flackern der jeweiligen Models, das passiert übrigens auch kurz nachdem man ein Leben verloren hat. Andererseits gibt es Stop-Symbole, die die Gegner kurzzeitig anhalten. Eine andere kuriose Methode ist, ins Schwimmbecken zu steigen. Die Weihnachtsmänner und die Hunde können nicht schwimmen und krepieren im Wasser. Das gibt sogar Punkte.
Die Blase drückt

Ist eine gewisse Menge an Trinkflaschen ausgetrunken, kommt der namensgebende Pulleralarm. An der Seite leuchtet ein Wasserhahnsymbol rot auf und in dieser Phase wird es Zeit, einen geeigneten Platz zum Urinieren zu finden. Dafür eigenen sich entweder die Toilettenhäuschen, die zudem Schutz vor den Gegnerschaften bieten, oder Wildpinkelplätze wie an einem Weihnachtsbaum oder an bestimmten Stellen am Beckenrand, markiert durch grüne Wasserhähne. Das Spiel erlaubt es zudem, einfach ohne Notwendigkeit zu strullern. Wer die Notdurft nicht beachtet, wird mit einem Leben weniger bestraft.
Einige Goodies des Spiels sind Ausschnitte aus TV total, die man sich über die im Level verteilten Fernsehern anschauen kann. Zudem gibt es ein Pfui-Schild, welches ebenfalls Teil der Fernsehshow war. Die Betätigung dieses Schilds bringt nicht nur ein „Pfui, sag‘ ich dahaaa!“ von Herrn Raab, sondern auch noch fünf Punkte. Sinnlos, aber es ist drin.
Interessant dürfte die Laufzeit des Levels sein. Bei zwei Durchläufen wurden unterschiedliche Zeiten gemessen, einmal neun Minuten und 13 Sekunden und später neun Minuten und 18 Sekunden. Das Level dauert also keine vollen zehn Minuten, was Personen mit einem inneren Monk völlig in den Wahnsinn treiben könnte und in der Videospielewelt so noch nicht vorkam, zumindest nicht bei fest definierten Levelzeiten ohne die Möglichkeit, diese zu verlängern.
Zum Ende des Spiels werden zwar die Punkte zusammengezählt, samt Bonus für übrig gebliebene Leben, aber es wird kein Highscore angezeigt. Es gab dennoch die Möglichkeit, seinen Highscore auf der Website des Spiels von dieser Christmas-Edition hochzuladen. Beim Beenden des Spiels werden die Features der Vollversion aufgelistet, somit hat sich die Christmas-Edition ein wenig wie eine Demoversion gespielt.
Technisch gibt es wenig zu beanstanden. Ein superschneller Rechner wird für das Spiel nicht benötigt und selbst auf einem Pentium-II-System läuft das Spiel durchgehend flüssig. Dank Vollinstallation werden die Videos direkt von der Festplatte flott geladen. Abstürze gab es beim Spielablauf nicht. Ein kleiner Bug ist die Tatsache, dass der Alarm-Sound, der kurz vor Ende der Zeit abgespielt wird, sich selbst nach Ende des Spiels nach knapp zehn Minuten wiederholte, solange man nur die Meldung über den Punktestand offen hatte.
Kein Tröpfchen zuviel

Wie ernst sollte ich ein Spiel nehmen, dessen Spielprinzip es ist, sich zu besaufen, um sich anschließend möglichst schnell die Blase zu entlasten? Gut, TV total hatte das gleiche Niveau, aber dennoch sehe ich hier definitiv kein geeignetes Spiel für irgendwen, der mit der Sendung nichts anfangen kann. Fans der Sendung erfreuen sich am Setting und an den überall platzierten Goodies aus der Fernsehshow.
Testsystem
Betriebssystem: | Microsoft Windows 98 Second Edition |
Prozessor: | Intel Pentium II 350 |
Grafikkarte: | 3dfx Voodoo 3 3000 AGP |
Soundkarte: | Creative SoundBlaster Live! Value CT4670 |
Festplatte: | Samsung SpinPoint SV4084H (40GB) |
Arbeitsspeicher: | 256 MB SDRAM |
Daten zum Spiel
Titel: | Pulleralarm Christmas Edition |
Erscheinungsdatum: | November 2000 |
Entwickler: | Westka Interactive |
Publisher: | CDV Software Entertainment |
System: | Windows |