Alugehäuse, PBT-Keycaps, RGB-Beleuchtung, abnehmbares Kabel, magnetische Handballenauflage… das alles für unter fünfzig Euro? Das klingt ordentlich. Aber tut es das auch in der Praxis?
39,90 Euro. So viel kostete eine mechanische Tastatur beim Händler Mindfactory, die mit einem interessanten Featureset aufgestellt war. Allerdings von einem eher unbekannten Hersteller. Denn die Tastatur kommt nicht von Razer oder von Logitech, sondern von einer Firma namens SPC Gear.
Recherchiert man ein wenig, erfährt man, dass dieser Anbieter von Gaming-Peripherie aus Polen kommt und zu SilentiumPC gehört, der passend dazu Gehäuse- und Lüftersysteme offeriert. Bis ich auf das Angebot über Mydealz aufmerksam geworden bin, habe ich von beiden vorher nie was gehört. Und zumindest auf dem Papier klang die Tastatur, die es in der Pudding-Edition für 39,90 Euro gab, nicht schlecht. Bei einem Normalpreis von 79,98 Euro umso mehr.
Leckere Tastatur, nicht nur wegen Pudding
Neben einer normalen Variante mit Kailh-Blue-Switches steht eine sogenannte Pudding-Variante mit Kailh-Blue- und Kailh-Brown-Switches. Uns steht letzteres zur Verfügung. „Pudding“ bezieht sich hier auf die Tastenkappen, die im unteren Bereich hell und durchsichtig sind. Dadurch soll die RGB-Beleuchtung gut zur Geltung kommen. Ein Feature, das bei Tastaturen in dem Preisbereich selten anzutreffen sind. Besonders in der Kombination „mechanische Schalter“.
Die Originalverpackung präsentiert schlicht die Tastatur mit der RGB-Beleuchtung und einigen Leistungsmerkmalen. Erstaunlich dabei: man sieht das deutsche Layout. Normalerweise sieht man immer das internationale QWERTY-Layout. Neben der Tastatur liegt ein 1,8 Meter langes, geflochtenes USB-C-Kabel, eine kurze Nutzungsanleitung und die Handballenauflage, die sich magnetisch mit der unteren Kante der Tastatur verbindet. Man muss also keine Angst vor möglichen Plastikbrüchen haben.
Die SPC Gear GK650K ist angenehm schwer und fühlt sich wertig an. Das kann man allerdings nicht von der Handballenauflage behaupten, die aus billig wirkendem Plastik ist. Auf der Unterseite erlauben zwei verschiedene Winkel eine leicht angewinkelte Erhöhung. Zudem fallen Kabelführungen und eine weitere Besonderheit auf: eine Aussparung für den Keycap Puller, der es bequem erlaubt, die Tastenkappen abzuziehen.
So viel für so wenig
Das Anschließen der Tastatur birgt keinerlei Überraschungen, sie wird problemlos vom Betriebssystem ohne Treiberinstallation erkannt. Die vertikal angeordneten LEDs neben der Pause-Taste erwecken den Eindruck, es gäbe für alle Locks je eine LED, doch für Scroll Lock gibt es keine LED. Diese musste der Anzeige, ob die Windows-Taste gesperrt wurde, weichen. In der oberen rechten Ecke ist ein für die Preisklasse erstaunlich gut bedienbarer Lautstärkeregler zu finden.
Angenehm ist die Tatsache, dass man auf der Seite von SPC Gear die Treiber für die Tastatur durch die Eingabe der Seriennummer, die sich auf der Unterseite befindet, herunterladen kann. Es geht zwar auch über die Übersicht auf der Support-Seite, die lässt allerdings ziemlich zu wünschen übrig. Es musste sogar ein beigelegtes Firmware-Update durchgeführt werden, um die Software vollständig nutzen zu können. „Vollständig“ ist ein gutes Stichwort, denn man kann gefühlt alles einstellen. Alles.
Einzelne Tasten leuchten lassen, verschiedene Farben einstellen, Makros programmieren, all das noch eingestellt in verschiedenen Profilen; die Software lässt kaum Wünsche offen, das eigene Exemplar den eigenen Wünschen zuzuschneiden. Statt ein Komma einen Punkt im Zehnerblock tippen? Kein Problem. Einen Cheat in einem älteren Grand-Theft-Auto-Teil per Knopfdruck aktivieren? Nur zu. Die Software erweitert den Funktionsumfang auf angenehme Art und Weise.
Ein guter Tipp?

Eine kleine Runde High on Life mit der Tastatur macht definitiv Spaß und verursacht keine Vertipper, selbst wenn die Tastenkappen relativ hoch und die Handballenauflage im Verhältnis dazu ziemlich kurz geraten ist. Die Makro-Funktion wurde mit Grand Theft Auto III getestet, genauer gesagt einige Cheats wie „BANGBANGBANG“ (Fahrzeuge in näherer Umgebung explodieren), die bei unvorhergesehen vielen Eingaben für ein wenig Chaos gesorgt haben. Sollte das jeweilige Spiel keine WASD-Steuerung erlauben, lassen sich die WASD- und die Pfeiltasten „tauschen“.
Die in unserem Exemplar verbauten Kailh-Brown-Switches ähneln in ihrem Aufbau den Cherry-MX-Brown-Switches, bei denen es sich um taktile mechanische Schalter mit einer Betätigungskraft von 55 Zentinewton hat. Die Kailh-Schalter verfügen über 5 Zentinewton weniger. Richtig flüssig ist die Betätigung nicht unbedingt, dennoch kann man mit der Tastatur insgesamt sehr vernünftig Texte tippen. Wer zum taktilen Betätigungsweg noch einen akustischen Klick dazuhaben möchte, holt sich die Variante mit den Kailh-Blue-Switches.
Unter Windows haben erwartungsgemäß alles funktioniert, während mit dem Steam Deck unter Linux nicht alles geöffnet wurde, was sich mit einigen Funktionen öffnen sollte. Etwa soll die Kombination Fn + F4 den Media Player öffnen, unter Linux wurden stattdessen die Linux-Einstellungen geöffnet. Selbst wenn die Lautstärkeregelung über einen Drehregler erledigt werden kann, es geht auch über Fn + F11 und Fn + F12.
Jede Menge Leuchtmodi erwarten dem Tipper. Über die Steuerungstasten oberhalb der Pfeiltasten lassen sich die insgesamt 18 Modi einstellen. Von neutraler Farbendarstellung bis hin zu aufwendigen „Animationen“ ist einiges möglich. Entweder werden dabei nur einzelne Farben oder eine Farbpalette dargestellt. Über Fn + F12 kann darüber hinaus die Beleuchtung an der Seite der Tastatur konfiguriert werden.
Günstig und gut

Die SPC Gear GK650K Omnis ist für den Preis ein absoluter Kauftipp. Wer für wenig Geld eine funktionsreiche und vernünftig verarbeitete Tastatur sucht, findet hier sein fast schon perfektes Modell. Features wie eine magnetische Handballenauflage oder ein Alugehäuse sind in dieser Preisklasse wahrlich nicht allgegenwärtig. Dazu gibt es ein angenehmes Tippgefühl, viele Leuchtmodi für die RGB-Beleuchtung und zusätzlich mit der Software jede Menge Individualisierungsmöglichkeiten. Da kann man darüber hinwegsehen, dass die Handballenauflage aus billigem Plastik besteht und die Ausleuchtung nicht ganz optimal gelöst ist. Bei unter 50 Euro kräht bei diesen Schwächen kein Hahn danach. Optisch sind die Pudding-Keycaps nicht unbedingt mein Fall, aber das ist Geschmackssache. Insgesamt stimmt das Gesamtpaket.