Im Hightech-Kampfanzug allein gegen zahlreiche Aliens und deren fliegende Festungen antreten – so cool konnte man vor 25 Jahren in MDK die Welt retten. Doch wie sieht es heute aus?

Shiny Entertainment, das wenige Jahre zuvor die Videospielwelt mit Earthworm Jim beglückt hat, kam im Frühling 1997 mit einem humorvollen 3D-Actionspiel um die Ecke, dessen Akronym so viele Bedeutungen hat wie verrückte Momente: MDK. Wofür steht es eigentlich? „Murder Death Kill“ ist eine Möglichkeit von vielen. Die Macher selbst haben sogar einige Vorschläge in einer Readme-Datei auf der CD verewigt.
Kurt Hectic und seine Partner – bestehend aus dem Wissenschaftler Dr. Fluke Hawkins und dem sechsarmigen Roboterhund Max – müssen die Erde retten. Die „außerirdischen Stream Riders“ haben es sich an sämtlichen Standorten mit ihren gigantischen Zentren gemütlich gemacht und eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Der Spieler steuert Kurt, der quasi im Alleingang den Aliens den Kampf ansagt.
Manche dachten: „Krass!“


Jedes Level startet mit einem Anflug auf den jeweiligen Standort, in dem sogenannte Crawler gemeldet wurden. Der Anflug ist allerdings alles andere als ungefährlich, denn ein riesiger grüner Strahl scannt die Umgebung nach Unbefugten. Einmal ins grüne Licht gerückt, ist Kurt ein gefundenes Fressen für die Kanonen, die in seine Richtung geschossen werden. Während des Anflugs können schon vorab ein paar Waffen gesammelt werden, um gut gerüstet ins Level zu starten.
Der Beginn ist dabei noch relativ harmlos: Ein paar Aliens stürzen sich auf Kurt, die der Spieler mit der Kanone erledigen kann, die im übrigen unendlich Munition hat. Hier muss man sich nicht den Kopf zerbrechen, wertvolle Munition zu verschwenden. Mit der „kleinsten Atombombe der Welt“ werden Tore mit einem Atomsymbol geöffnet. Und sollte nicht sofort klar sein, was zu tun ist, erscheint in einigen Fällen nach einiger Zeit ein Hinweis, was man machen soll.
Früh genug wird dem Spieler eine mächtige Waffe näher gebracht, die in diesem Videospiel ihre Premiere feiert: der Sniper-Modus. Geradezu ruckelfrei können weit entfernte Gegner optisch nah an sich rangeholt werden, um weiter entfernte Ziele zu erwischen. Mit hochgehaltenen Zielscheiben will man es dem Spieler für den Anfang leicht machen. Selbst indirektes Zielen ist Teil des Spielverlaufs, indem Mörser durch Löcher geschossen werden müssen, um kichernde Aliens hinter einer unzerstörbaren Glasscheibe zur Kapitulation zu zwingen.
Mächte denkwürdiger Kapitulationen


Die Festungen der Stream Riders können sich – trotz gefährlicher Lage – sehen lassen. Völlig überzogene Plattformen, vollgepackt mit Glasstufen, Kanonen, Forschungsanlagen oder riesigen Schlachtfeldern. Jedes Areal hat immer etwas anderes auf Lager. Und selbst die Übergänge zu ebendiesen variieren von Ort zu Ort. Mal rutscht man dahin, mal gleitet man mit einem Snowboard von A nach B. Während dieser Übergänge können einem zwar auch böse Buben begegnen, doch sie dienen als Quelle wertvoller Powerups. Etwa müssen zehn Knochen für ein wertvolles Powerup während der Snowboard-Fahrt eingesammelt werden.
Auf das exakte Zielen muss man sich glücklicherweise nicht konzentrieren, die ungefähre Richtung zum jeweiligen Bösewicht genügt völlig und ein Lebensbalken zeigt die übrige Gesundheit von ebendiesen an. Mit der „Super Schnellfeuer Kanone“ wächst die Stärke der Waffe erheblich, wenn auch nicht für lange Zeit. Und selbst die Beschüsse der Gegner sind durch rote Linien oder blaue Kreisel erkennbar, manche Beschüsse zwingen Kurt zu Boden. Dem kann man etwas entgegenwirken durch seitliches Ausweichen oder durch den Fallschirm, der bei längerer Betätigung der Springen-Taste ausgelöst wird. Dieser muss sogar für einige Rätsel herhalten.
In MDK wird nicht nur sehr viel Munition verschwendet, sondern auch das Köpfchen angestrengt, denn das ein oder andere Rätsel gibt es ebenfalls in den zahlreichen Level. Etwa müssen Gabelstapler so verschoben werden, dass der Zugang zu einem Bereich geöffnet wird oder Kurt überhaupt einen bestimmten Bereich erreichen kann. Einige schwebende Gegner kann man mit einer Handgranate überraschen, die über Plattformen zu denen hochgezogen wird. Und wer in aller Seelenruhe die Schurken erledigen möchte, kann das für eine begrenzte Zeit mit einer hässlichen Köderattrappe machen. Selbst wenn es da keinerlei Ähnlichkeiten mit dem Protagonisten gibt, die Aliens halten die Attrappe in der Zeit für den Feind.
„Mama, da knallt‘s!“


Das HUD gibt kaum Rätsel auf. Unten rechts steht die Lebensanzeige, die auf bis zu 150 hochgehen kann. Der grüne Kreis drumherum ist die Menge der Überlebenden im jeweiligen Ort, der gerade von den Stream Riders belagert wird. Ist der Kreis weg, sieht die Bilanz am Ende nicht sehr rosig aus, hindert aber niemanden am Fortschreiten der Story. Zumal der Kreis ab einem gewissen Punkt im Spiel sogar keine Relevanz mehr hat. Unten links stehen die jeweils zur Verfügung stehenden Powerups und die übrige Munition der „Super Schnellfeuer Kanone“, sofern eine eingesammelt wurde. Zudem wirkt das gesamte Spiel über wie ein Kinofilm mit den Balken oben und unten.
Der Sniper-Modus im Vollbildformat bietet neben der Lebensanzeige unten rechts eine Zoomstufe, die zur Auswahl stehenden Waffen und die Sicht der drei letzten abgefeuerten Geschosse zeigt, sofern diese noch auf dem Weg zu ihrem definierten Ziel sind. Wenn man von einem Gegner getroffen wird, schaltet sich der Sniper-Modus aus. Legitim, aber trotzdem nervig, wenn man gerade so was wie ein weit entferntes Flugobjekt angreifen möchte. Apropos „angreifen“: am Ende eines Levels taucht eine Statistik über die abgegebenen Schüsse auf und wie viele davon getroffen haben.
Die Powerups kommen häufig in Form von Fallschirmen herunter. Man muss allerdings exakt durch die Symbole laufen, mehrere Pixel daneben duldet das Spiel nicht, was bei der Steuerung löblich gewesen wäre. Selten gibt es Abschnitte, wo man schmerzlichst Gesundheit in Form von Toastbrot, Apfel, Brathähnchen etc. vermisst, um trotzdem gegen die Schar an Aliens anzukommen. Manche Areale sind allerdings so riesig ausgefallen, dass einige notwendige Sammelgegenstände wie die „kleinste Atombombe der Welt“ schwer aufzufinden sind. Das Spiel bietet keinerlei Hilfen in Form von Radar oder Karte. Um die Areale allerdings nicht in lahmer Geschwindigkeit zu suchen, kann Kurt per Tastendruck schneller rennen, was keinerlei Auswirkungen auf irgendwelche Werte hat.
Mordsmäßig durchgeknallter Kauderwelsch


Sehr zur Atmosphäre tragen nicht nur die unverständlichen Laute der Aliens bei, sondern auch der schon theatralisch anmutende Soundtrack, der zur epischen Stimmung der jeweiligen Gebiete passt. Sei es dramatische Musik in den großen Kampfgebieten oder bedrohliche Musik, wenn der Endgegner seine bissigen Hunde loslässt. Selten kommt es allerdings vor, dass es keine Musik gibt und das wiederum sehr leer wirkt. Die Soundeffekte gehen allerdings mehr in den Okay-Bereich. Sie tun nicht weh im Ohr, aber hauen jetzt niemanden um wie Kurt, nachdem er von einem blauen Kreisel getroffen wird.
Besitzer einer 3dfx-Karte profitieren von einem Patch, der die Texturen ein wenig glättet und damit nicht mehr so kantig vorkommen wie im Software-Modus. Ein F2-Save-Patch ermöglicht zudem das freie Speichern, standardmäßig sorgt die Speicherfunktion sonst für Frust in einigen Momenten. Dem Spieler steht es zur Auswahl, sowohl die DOS- als auch die Windows-95-Version zu installieren. Ein unfassbar flottes Laufwerk ist nicht vonnöten, denn es gibt lediglich zum Spielende eine Videosequenz, wo das Laufwerk – so zumindest der Eindruck während des Tests – aktiv wird.
Auf dem Testsystem wurde die Windows-95-Version mit 3dfx- und F2-Save-Patch ausgeführt. Wenn sehr viel auf dem Spielfeld los ist, kann die Bildrate schon mal sehr niedrig ausfallen. Im Großen und Ganzen ist MDK mehr als spielbar und die etwas niedrige Bildrate ist nur an wenigen Stellen ärgerlich. Die Steuerung sollte überwiegend mit der Tastatur erfolgen, da die Bewegungen mit Maus und Tastatur zusammen nicht gut realisiert werden. Im Sniper-Modus macht sich die Maus allerdings mehr als nützlich, selbst wenn die niedrige Abtastrate der im Jahre 1997 üblichen Computermäuse für recht lahme Bewegungen sorgt. Während des Tests hing das Spiel für kurze Zeit und einmal ist es sogar komplett abgestürzt, sonst lief es überwiegend stabil.
Mann, das rockt!
Mit seiner absurd hohen Abwechslung in den Arealen und dem äußerst flüssigen Gameplay verdient sich MDK in sämtlichen Actionspiel-Disziplinen eine Eins mit Sternchen. Der motivierende Soundtrack sorgt zudem noch dafür, dass das Gemetzel zwischen dem Protagonisten Kurt im Hightech-Kampfanzug und den Stream Riders geradezu spektakulär ausfällt. Negativpunkte wie die mit etwa vier Stunden knappe Spielzeit muss man fast schon mit der Lupe suchen.
Testsystem
Betriebssystem: | Microsoft Windows 95a |
Prozessor: | Intel Pentium-S 133 MHz |
Grafikkarte | Matrox Millennium MGA-2064W Diamond Monster 3D (3Dfx Voodoo Graphics) |
Soundkarte: | Creative SoundBlaster AWE64G CT4390 |
Festplatte: | Quantum Fireball SE2.1A 2,1 GB |
Arbeitsspeicher: | 64 MB EDO-RAM |
Daten zum Spiel
Titel: | MDK |
Erscheinungsdatum: | 27. März 1997 |
Entwickler: | Shiny Entertainment |
Publisher: | Interplay Productions |
System: | DOS, Windows, Macintosh, PlayStation |