Lange Wege und gefährliche Hindernisse: Bad Mojo ist mit seiner Geschichte wahrlich kein normales Adventure. Wir haben uns das skurrile, 25 Jahre alte Adventure angesehen.
Inhaltswarnung! Dieser Testbericht handelt von einem Videospiel mit Insekten und zeigt entsprechende Inhalte.
Im Jahre 1996 waren Full-Motion-Video-Adventures voll im Trend. Da hat es definitiv nicht an Multimedia-Inhalten gemangelt und ein schnelles CD-Laufwerk war Pflicht. Pulse Entertainment entwickelte mit Bad Mojo Anfang 1996 ein Adventure gemischt mit interaktiven Videoszenen. Der Untertitel lautet „The Roach Game“ und beschreibt das Spielprinzip eigentlich ganz gut, denn wir steuern ein kleines Insekt, welches man ungern im Haus sehen möchte.
Der Entomologe Roger Samms experimentiert in einem verrotteten Backsteinhaus über Eddie‘s Bar in San Francisco mit Pestiziden. Mit einem Koffer voll mit gestohlenem Geld und einem Flugticket will er sich absetzen, doch ein Kontrollblick auf das Medaillon seiner Mutter verwandelt ihn in eine Kakerlake. Ziel des Spiels ist es, wieder den eigenen Körper zurückzuerobern, indem man sich durch die Schächte kämpft und verschiedene Aufgaben löst.
Das große Krabbeln


Dreh- und Angelpunkt sind sechs Rohre in einem Raum, die mit verschiedenen Räumlichkeiten der Lokalität verbunden sind. Da diese noch nicht entdeckt wurden, muss der Spieler verständlicherweise erst einmal ganz von vorne anfangen. Da gerade eine ungeahnte Umwandlung stattfand, befinden wir uns in der realen Welt, die allerdings weitaus gigantischer wirkt. Das verwundert nicht, denn unsere Spielfigur ist jetzt eine Kakerlake. Enge Gänge sind für den Spieler keine Hindernisse mehr, dafür sind etwa Insektenfallen, Pfützen oder Flecken zu Erzfeinden mutiert.
Auf dem Weg begegnen einen andere Insekten, die auf literarische Art und Weise hilfreiche Tipps zum Weiterkommen geben und teilweise etwas kryptisch daherkommen, aber einigermaßen verständlich in Videoform erklärt werden. Gegenstände können wir – bedingt durch die Größe – nicht einsammeln, ergo existiert kein Inventar. Somit bleibt dem Spieler eine Rätselei mit dem Einsetzen von Gegenständen an bestimmten Stellen erspart. Dennoch gibt es Stellen, an denen man dennoch mit dem Verschieben von Gegenständen rätseln muss, um damit etwas Bestimmtes anzurichten. Etwa eine angezündete Zigarette zu einer Spinne drehen, damit sie uns nicht töten kann.
Die Steuerung des Insekts beschränkt sich auf Bewegungen. Direkte Interaktionen gibt es nicht. An manchen Stellen ist dennoch eine nicht selbst ausgelöste Interaktion notwendig, wie etwa das Herstellen einer Stromverbindung mit den Fühlern oder das Betätigen einer Taste auf einer Fernbedienung. Selbst das Handbuch gibt den Tipp, sich an manchen Stellen behutsam fortzubewegen, da man so sicherstellen kann, ob man sich jetzt nicht gerade festgehängt hat und eventuell stirbt. Insgesamt fünf Kakerlakenleben besitzt man. Sind alle verloren, landet man am Anfang, aber der erlangte Fortschritt bleibt bestehen.
Matsch too much


Bei der Fortbewegung ist es nicht ungewöhnlich, an Wänden, an Tischstützen, an Besenstöcken oder gar an Zeitungsstapeln hochzukrabbeln. Bad Mojo bietet dem Spieler ein wenig Lesestoff, denn im gesamten Spiel befinden sich Zeitungsartikel oder Dokumente, deren übersetzte Versionen sich im Handbuch befinden. Die jeweilige Ziffer unten rechts in der Bildschirmecke zeigt, welches Dokument man aufschlagen muss. Einige Bilder und Fotos können zum Leben erweckt werden. Die allermeisten sind für den Spielfortschritt nicht von Belangen, können aber der Story Licht ins Dunkle bringen.
Es kann bei manchen Aktionen vorkommen, dass man weitergekommen ist, aber in den vorherigen Räumlichkeiten etwas vergessen hat. Es gibt durch die Rohre im Anfangsraum die Möglichkeit, dahin wieder zurückzukehren. Selbst bei einem weiten Fortschritt gibt es in den vergangenen Abschnitten durchaus noch etwas zu entdecken, das es vorher nicht gab.
Die Warnung zu Beginn des Artikels hat es schon konkretisiert: das Spiel ist nichts für schwache Nerven. Mit dem düsteren und bedrückenden Soundtrack und den heruntergekommenen Umgebungen, die teils zerstört, teils in der Pflege so derbe vernachlässigt worden sind, dass sich schon sämtliche Insektenarten darin eingenistet haben, hat Bad Mojo eine gruselige und eklige Atmosphäre. Tote Tiere, vergammeltes Essen, ausgelaufene Flüssigkeiten und Blut sind nicht selten und definitiv nichts für schwache Mägen.
Hokus Pokus


Die Rätsel in Bad Mojo bringen Adventure-Liebhaber absolut nicht ins Schwitzen. Manche sind allerdings nur durch reines Ausprobieren zu entlarven. Ein Beispiel wäre die Küche, in der man durch Blockieren eines Küchenabfallzerkleiners weiterkommt. Durch bloßes Bewegen von Geschirr ist das nicht möglich, doch an einer Küchenzelle befindet sich eine sehr kleine Kakerlake, umringt von Bratensoße. Sobald diese sich auf dem Rücken der Spielfigur befindet, ist es möglich, das Geschirr zu bewegen.
Das eher unangenehme Abenteuer als Kakerlake lässt sich auf mehrere Arten abschließen. Welches Ende man auslöst, lässt sich allerdings erst kurz davor beeinflussen und nicht wie bei einigen anderen Genrevertretern eventuell mitten im Spielverlauf. Das macht das Spiel nicht sonderlich komplex und vielschichtig, aber alleine die Existenz mehrerer Enden macht den Ausgang der Story spannend.
Selbst für einen Casual Player, der aber gern alles probiert, sind die Rätsel überwiegend nachvollziehbar und leicht zu verstehen. Da gibt es in dem Genre durchaus schlimmere Vertreter. Dabei hilft die Tatsache, dass es kein Inventar gibt und sehr selten vorherige Gebiete durchsucht werden müssen. Das ist langweilig und stört. Eine lange Spielzeit darf man ebenfalls nicht erwarten. Erfreulich ist das freie Speichern zu jeder Gelegenheit. Beim Speichern wird man jeweils an die Anfangsposition der Umgebung platziert, in der man sich zu dem Zeitpunkt befindet.

Die Geschichte, die das Spiel erzählt, ist sehr skurril. Ein Medaillon, welches den Protagonisten in eine Küchenschabe verwandelt, ist definitiv schräg. Doch die Umwandlung in ein lästiges Insekt dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass sich die Aktionen des feinen Rogers sich in eine völlig falsche Richtung entwickeln und ihn als Strafe ein böser Zauber mit einer Reise durch seine Vergangenheit und weiteren geschichtlichen Enthüllungen über sein Leben und das seines Vermieters verliehen wurde. Der namensgebende „Bad Mojo“ eben.
Technisch gab es keinerlei Schwierigkeiten. Bedingt durch die vielen Videosequenzen ist ein CD-Laufwerk mit möglichst höher Lesegeschwindigkeit empfehlenswert, doch im Test mit einem Rechner ergaben sich dennoch einige Gedenksekunden, die aber dem System geschuldet sind. Das Spiel zwingt den Nutzer zur Umstellung der Anzeigeeinstellungen auf 256 Farben, dadurch wirken insbesondere die Videosequenzen sehr grobpixelig. Wer darauf nicht unbedingt scharf ist, kann sich die 2004 veröffentlichte Redux-Version von Bad Mojo mit verbesserter Grafik besorgen.

Mit Geld spielt man nicht
Skurril, nichts für schwache Nerven, ein atmosphärischer Soundtrack zu einer bedrückenden Story rund um eine verzauberte Kakerlake – Bad Mojo gehört definitiv nicht zur Kategorie „08/15-Abenteuer“. Ganz im Gegenteil, die Herausforderungen eines kleinen Insekts in einer realen Welt eröffnen ganz neue Aufgabengebiete, die die abgedrehte Hintergrundgeschichte abrundet. Für Profis ist die Spielzeit zu kurz und die Rätsel nicht komplex genug, für Gelegenheitsspieler findet sich hier ein ansehnliches Abenteuer – sofern die eigenen Nerven nicht zu schwach dafür sind.
Testsystem
Betriebssystem: | Microsoft Windows 95 |
Prozessor: | Intel Pentium-S 133 MHz |
Grafikkarte: | Matrox Millenium MGA-2064W |
Soundkarte: | Creative SoundBlaster AWE64G CT4390 |
Festplatte: | Quantum Fireball SE2.1A 2,1 GB |
Arbeitsspeicher: | 64 MB EDO-RAM |
Daten zum Spiel
Titel: | Bad Mojo |
Erscheinungsdatum: | Frühjahr 1996 |
Entwickler: | Pulse Entertainment |
Publisher: | Acclaim Entertainment |
System: | Windows, Macintosh |