Windows 95 veränderte vor 25 Jahren den PC-Markt maßgeblich. Und obwohl es eigentlich nur vier Gelegenheitsspiele anbot, gab es ein weiteres Spiel auf der CD.

Am 24. August 1995 veröffentlichte Microsoft das vierte Windows-Betriebssystem für Consumer. Dieses Mal nicht mit Versionsnummer, sondern mit der Jahreszahl 95. Plug & Play, 32-Bit-Unterstützung, lange Dateinamen und nicht zuletzt die neue Oberfläche mit dem berühmten Startknopf sorgten für einen Verkaufserfolg. Der Erfolg war sicherlich notwendig, wenn schon für den Werbespot „Start Me Up“ von den Rolling Stones verwendet wurde. Dabei waren die Voraussetzungen absolut vertretbar. Das Betriebssystem begnügt sich schon mit einem 386DX, vier Megabyte Arbeitsspeicher und einer mindestens 35 Megabyte großen Festplatte. Im Handel gab es die Vollversion ausschließlich auf Disketten, jedoch konnte man für weniger Geld ein Upgrade erwerben, welches es sowohl auf Disketten als auch auf CD gab.
Windows 95 kommt – sofern man es ausgewählt hat – standardmäßig mit vier Gelegenheitsspielen, davon zählen Solitär, Freecell und Hearts zu den Kartenspielen. Lediglich mit Minesweeper bedient man sich eines anderen Genres. Wer im Handel die CD-Version erworben hat, hat dabei sicherlich den Hinweis „CD-ROM Version mit dem KOSTENLOSEN Abenteuerspiel Hover! und mehr!“ bemerkt. Ja, da gibt es ein fünftes Spiel, welches während der Installation nicht installiert, sondern nur direkt von der CD ausgeführt werden kann.
Entweder wird das Spiel direkt im Autostart-Menü ausgewählt oder man navigiert vom CD-Hauptverzeichnis aus zum Ordner „Funstuff/Hover“. Ganze 16 Megabyte groß ist das Spiel. Es könnte nicht schaden, den Ordner auf die Festplatte zu kopieren. Nach einem Splashscreen gibt es eine kurze Einweisung. Dann darf nach der Betätigung der F2-Taste das Spiel gestartet werden.
In Gefahr schweben

Das Spielprinzip ist recht simpel: mit dem sogenannten „Hover 950“ müssen auf der Karte die gegnerischen Flaggen eingesammelt werden. Dabei sind wir Einzelkämpfer, während die gegnerischen Autoskooter in einer Gruppe unterwegs sind, wobei der eine Teil unsere Flaggen einsammelt und der andere uns ins Verderben rempeln will. Ein akustischer Hinweis signalisiert, dass unser Autoskooter ab sofort angegriffen werden kann. Nur geht es die Gegnerschaft etwas zaghaft an, um uns am Sammeln zu hindern.
Während der Rundfahrt durch die Karte bemerkt man im Boden eingelassene Quadrate, die bestimmte Funktionen auslösen. Quadrate mit Pfeilen katapultieren einen solchen in die angezeigte Richtung, Quadrate mit roten Kreisen saugen das Gefährt für wenige Sekunden an Ort und Stelle fest und die Quadrate mit einem X darauf stehlen eine gesammelte Flagge. Zudem sind auf der Karte Powerups verteilt, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben können. Ein Powerup mit einer grünen Ampel etwa gibt uns einen kräftigen Vorwärtsschub, während das Powerup mit einer roten Ampel unser Gefährt stark entschleunigt. Es gibt aber noch weitere.
Unten links sieht man die „stapelbaren“ Powerups, die durch Drücken von bestimmten Tasten (voreingestellt A, S und D) aktiviert werden können. Mir der Feder kann man springen, bei der Mauer wird hinter dem Spieler eine breite Mauer platziert und bei dem Schild ist der Spieler für die anderen kurzzeitig unsichtbar und die Welt erscheint bläulich. Die Feder ist nützlich, um höher gelegene Plattformen zu erreichen. Die Mauer kann dazu verwendet werden, den anderen Autoskootern den Zugang zu erschweren, etwa zu unseren roten Flaggen.
Auf Flaggen stoßen

Einstellen lassen sich die Fahrzeugbedienung, die Labyrinth-Reihenfolge und das Startlevel. Maximal ab „Niveau 16“ kann man starten, doch selbst, wenn dieses Level geschafft ist, geht es noch weiter. Mit jedem höheren Level steigt die Zahl der gegnerischen Autoskooter, nach jedem dritten Level erhöht sich die Anzahl der Flaggen, die gesucht werden müssen. Mit der Zeit wird es so immer kniffliger, gegen die Masse an Suchern zu bestehen.
In insgesamt drei Welten dürfen wir uns auf die Jagd begeben. Eine Burg, eine futuristische Stadt und eine Art Kanalisation. In jeder der Welten werden die zu sammelnden Objekte unterschiedlich platziert. Bei der Kanalisation sind teilweise Sprünge notwendig, um an höher gelegene Flaggen zu gelangen. Optisch sind die Umgebungen keine großen Leckerbissen, da kredenzten uns andere Spielemacher bereits Jahre zuvor hübschere und weniger pixelige Welten. Aber da sollten wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wir reden hier von einer kostenlosen Beigabe eines damals knapp 300 Mark teuren Betriebssystems. Immerhin: es gibt eine gute Weitsicht.

In der Mitte des HUD befindet sich das Radar, welches die Position der Powerups, die Wände, die Erhöhungen, die Gegner und die Flaggen darstellt. Die Übersicht kann mit der Plus- und Minustaste auf dem Ziffernblock vergrößert oder verkleinert werden. Ein gewisses „Anti-Powerup“ kann das HUD „beschädigen“ und die entdeckten Wände verschwinden lassen. So müssen wir die Karte neu entdecken.
Hat die gegnerische Gruppe an Autoskootern vor uns alle Flaggen eingesammelt, ist das Spiel vorbei und wir können uns in die Bestenliste verewigen lassen – sofern es Hover! auf die Festplatte geschafft hat, auf der CD nützt die Bestenliste logischerweise nichts. Haben wir zuerst alle Flaggen aufgesammelt, geht es ein Niveau weiter und je nachdem, wie viele Flaggen der Gegner noch übrig gelassen hat, bekommen wir Bonuspunkte gutgeschrieben. Und wie auch immer die Bestenlisten-Platzhalter womöglich gespielt haben, man ist grundsätzlich immer besser als sie.
Hover! lief auf dem Testsystem ganz in Ordnung. Auf den höchsten Detaileinstellungen waren hin und wieder Ruckler und gelegentliche Mikroruckler zu beklagen. Im Vollbildmodus, welcher das Spiel etwas matschiger darstellen lässt, lief es etwas besser. Da das Spiel für 32-Bit-Systeme entwickelt wurde, läuft es sogar problemlos unter Windows 10 64-Bit. Aber selbst dort kommt keine vollkommen flüssige Bildrate zustande. Allerdings hat die MIDI-Musik nicht funktioniert und die Hilfe ließ sich nicht abrufen.
Ich schwebe auf Niveau 7

Ein verstecktes Spiel, welches sich gar nicht verstecken braucht. Ganz im Gegenteil. Gegen die eigentlichen Spiele-Beigaben wie Solitär oder Minesweeper wirkt Hover! wie das spannendere Spiel für die Arbeitspausen oder für die Runde zwischendurch. Das wuselige Flaggensammeln mit leicht schwammig zu steuernden Autoskootern und die Versuche, Level für Level aufzusteigen, machen durchaus Freude. Mit ein paar mehr Welten hier oder ein paar mehr Möglichkeiten da, hätten die Entwickler noch mehr aus dieser netten Windows-95-Beigabe machen können.
Testsystem
Betriebssystem: | Microsoft Windows 95 |
Prozessor: | Intel Pentium-S 133 MHz |
Grafikkarte: | Matrox Millenium MGA-2064W |
Soundkarte: | Creative SoundBlaster AWE64G CT4390 |
Festplatte: | Quantum Fireball SE2.1A 2,1 GB |
Arbeitsspeicher: | 64 MB EDO-RAM |
Daten zum Spiel
Titel: | Hover! |
Erscheinungsdatum: | 24.08.1995 (Windows) |
Entwickler: | Microsoft Corporation |
Publisher: | Microsoft Corporation |
System: | Windows |