easy4u Easy Wheel • Einfach ist einfach zu wenig

Das ist weder eine Videospielpistole noch ein Handscanner. Hierbei handelt es sich um eine kompakte Form eines PC-Lenkrades. Ein Lenkrad nur für die Hände – zu wenig des Guten?


Take it easy – man wird bei diesem ominösen Lenkrad geradezu überrannt von dem englischen Wort für „einfach“. Höchstwahrscheinlich war dieses simple Lenkrad zu seiner Zeit, also Anfang der 2000er Jahre, fast überall zu sehen. Und es muss spottbillig gewesen sein. Nichtsdestotrotz wurde dieses Lenkrad grundsätzlich immer im Paket mit zwei Rennspielen verkauft. Im vorliegenden Exemplar werden die Spiele „Colin McRae Rally“ und „Autobahn Raser III“ mitgeliefert, es gab aber noch eine zweite Variante, welche statt „Autobahn Raser III“ das Spiel „Racing Simulation 2“ enthielt. Die Verpackung suggeriert aber durch die Schreibweise „2 […] PC-Rennspiele + PC-Lenkrad“ das Lenkrad mehr als Nebenprodukt, nicht ganz ohne Gründe.

Die Dame auf der Verpackung wirkt äußerst… „begeistert“. Man beachte den Tippfehler bei der Beschreibung von „Autobahn Raser III“.

In der Packung gibt es nicht viel zu entdecken, lediglich das Lenkrad an sich und eine sehr kurze Anleitung, sowie die 2 CDs mit den jeweiligen Spielen, vielleicht gab es auch eine Registrierkarte. Logischerweise ist die Steuereinheit komplett aus Plastik, diese ist zudem ziemlich leicht, aber immerhin kommt kein allzu billiges Gefühl dabei herum. Am Griff gibt es Mulden für die Finger und unter dem Steuerrad einen Trigger für das Beschleunigen oder Bremsen. Das kleine Steuerrad lässt sich in beide Richtungen bis zu 60° bewegen. Für weitere Konfigurationen stehen noch zwei Knöpfe bereit.

Die Einrichtung sollte einfach verlaufen, im Idealfall erkennt Windows das Lenkrad am Gameport-Anschluss, welches lediglich über den Assistenten „Spielsteuerung“, oder später „Gamecontroller“, kalibriert werden muss. Ist dem nicht so, müssen Standardtreiber nachinstalliert werden. Eingerichtet wird das Easy Wheel entweder als „2-Achsen, 2-Tasten-Joystick“ oder als „2-Achsen, 2-Tasten-Gamepad“, also eine kleine Zweckentfremdung. Mit etwas Glück ist es dann betriebsbereit und der Spaß kann losgehen. Allerdings nur, wenn das Kabel von einem Meter Länge ausreicht. Hier sind diejenigen im Vorteil, die ihren PC auf dem Tisch stehen haben. Ist er jedoch darunter, kann es durchaus eng werden. Zur Not hilft aber ein Verlängerungskabel.

Gerade die Tatsache, dass das Kabel ein klein wenig zu kurz geraten ist, kann man beim Spielen schnell bemerken. Es gibt kaum eine Möglichkeit, eine angenehme Position einzunehmen. Das Lenkrad liegt auch nicht wie ein Joystick auf dem Tisch und man bewegt es nicht so sehr wie etwa Motion-Controller von heutigen VR-Brillen. So kann der Arm schnell ermüden und man legt das Easy Wheel schnell aus der Hand. Während des Tests war es sogar möglich, das Lenkrad durch leichtes Ziehen vom Gameport-Anschluss abzuklemmen. Im Gegensatz zu VGA-Kabeln verfügt er über keine zusätzliche Sicherung durch Schrauben.

Das Spiel „Autobahn Raser III“ mit dem Easy Wheel

Bei den drei Spielen, die es zum Lenkrad dazu gibt, merkt man allerdings ganz schnell: zu anspruchsvoll sollten die Einstellungen nicht sein. Sonst wird aus dem Spaß Arbeit. Wenn man etwa bei „Racing Simulation 2“ alle möglichen Hilfen, inklusive der wichtigen Bremshilfe, deaktiviert, wird es anstrengend. Es ist viel Fingerakrobatik nötig, um das Beschleunigen und Bremsen mit dem Trigger zu lernen. Da waren „Colin McRae Rally“ und besonders „Autobahn Raser III“ erstaunlicherweise besser zu beherrschen.

Ein Lenkwinkel von 60° ist ziemlich gering. Würde man den Lenkbereich so reduzieren, käme man in sämtlichen Rennspielen nicht sehr weit. Besonders, wenn man in „Racing Simulation 2“ die Strecke in Monaco, wohlgemerkt ohne Lenkhilfe, fahren möchte. Ergo: lieber Rennspiele spielen, bei denen man nicht viel lenken oder bremsen muss. Möchte man die Triggerbereiche voll ausreizen, kommt man wegen seiner Finger schnell an seine Grenzen und muss die Position ständig wechseln.

Leicht perfide wirken die fast schon zahlreichen Testergebnisse auf der Verpackung. Da könnte man auf den ersten Blick denken, diese gelten für das Lenkrad. Eine Auszeichnung der „Computerbild Spiele“ als Preis-Leistungs-Sieger steht dort ohne jeglichen Hinweis auf die genaue Ausgabe.  Ein Testergebnis-Aufkleber verweist jedoch auf Ausgabe 5/2001 der „Computerbild Spiele“. Dort wurde aber kein einziges Lenkrad getestet, stattdessen war „Colin McRae Rally“ Teil eines Budget-Testes. Die 600.000 zufriedenen Kunden freuten sich bestimmt eher auf die Spiele als auf das Lenkrad. Darauf gab es immerhin zwei Jahre Garantie.

Das Easy Wheel mit dem Lenker und den zwei Knöpfen

Das Easy Wheel ist eine nette Idee. Ein kompaktes Lenkrad, welches einem die riesige Kabelei und den Aufbau erspart, denkt man da an die Lenkrad-Pedal-Kombination. Einstecken, einrichten und das Rasen kann losgehen. Die Euphorie darüber wird beim Spielen dann stark getrübt, wenn man merkt, dass diese Steuerung anstrengender ist als die erste Fahrübung in der Fahrschule. Deshalb sollte die Spielauswahl lieber auf seichte Rennspiele fallen, bei denen man nicht viel zu tun hat. Für gelegentliche Rennen zwischendurch kann man sich das durchaus antun, für höhere Ansprüche aber wäre ein richtiges PC-Lenkrad definitiv die bessere Wahl.

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