AmazonBasics Gaming-Tastatur • Wenn es an den Basics scheitert

Die Basics, die eine Tastatur beherrschen muss? Vernünftig tippen können. Bei dieser Gaming-Tastatur von AmazonBasics scheitert man aber gerade daran. Wir haben sie uns angesehen.


Der Marke AmazonBasics dürfte man schon einmal begegnet sein. Hauptsächlich würde man damit eher Computer-Zubehör verbinden, wie der Name es schon vermuten lässt, aber das Portfolio ist weitaus größer. Dennoch wollen wir bei der Computersparte bleiben und testen etwas, das man von denen erstaunlich selten zu Gesicht bekommt, nämlich eine Tastatur. Unter dieser Marke gibt es einige, jedoch tauchten diese recht selten auf dem deutschen Markt auf. Dennoch existieren Varianten mit dem deutschen QWERTZ-Layout.

Von dieser Marke kenne ich bereits eine Büro-Tastatur, die es so allerdings nur in englischsprachigen Ländern und damit nur mit QWERTY-Layout gibt, sich aber erstaunlich gut tippen ließ. Doch es gibt nicht nur für Anspruchslose eine Tastatur, sondern auch für Spieler eine Gaming-Tastatur zu einem Neupreis von 39,99 €. Den Preis wollte ich mir nicht antun, weshalb ich bei eBay ein leicht gebrauchtes Exemplar für knapp 10 € ergattern konnte.

Der Karton ist erfreulich neutral gehalten, nur ein simpler Aufkleber, der den Käufer in verschiedenen Sprachen darüber informiert, was sich in der Packung befindet, ziert die Oberseite. Neben der eingepackten Tastatur findet man noch eine mehrsprachige Anleitung und eine Treiber-CD vor. In der Verpackung ist sogar ein Hinweis, dass man von einem Link die aktuellsten Treiber herunterladen sollte. Der Link stellt sich als die englische Produktseite dieser Tastatur heraus.

Wer die Tastatur das erste Mal in die Hand nimmt, wird sich definitiv sagen: „Meine Herren, ist die schwer“. Obwohl es sich hierbei um eine Rubberdome-Tastatur mit mechanischer Haptik handelt, kommt diese mit einem ordentlichen Eigengewicht daher. Und das ist alles andere als ein negativer Aspekt, gerade beim Tippen macht sich ein hohes Gewicht positiv bemerkbar. Und selbst, wenn das Gehäuse nur so nach Plastik schreit, schlecht fühlt es sich keineswegs an. Nichts knarzt, nichts wackelt, selbst das Flexing hält sich hier sehr in Grenzen. Als „hochwertig“ will sich allerdings das geflochtene USB-Kabel mit goldfarbenen Anschluss herausstellen. Erfreulicherweise kann ich auch berichten: die Tastatur stinkt nicht nach Plastik.

Die Schriftart auf den Tasten erinnern mich ein bisschen an die Gaming-Tastaturen von Logitech und sind immerhin nett anzusehen. Farblich stechen die Pfeiltasten und die Buchstaben W, A, S und D heraus, allesamt die meist genutzten Knöpfe zum Fortbewegen. Gerade da sieht die Eingravierung der Zeichen etwas eigenartig aus. Es gibt zudem noch einige Multimedia-Tasten zur Musiksteuerung, eine Möglichkeit zur Blockade der einzigen Windows-Taste und fünf programmierbare Makrotasten mit drei umschaltbaren Modi.

Wie es für eine Gaming-Tastatur meistens üblich ist, verfügt diese über eine Hintergrundbeleuchtung. Zur Steuerung musste dafür die zweite Windows-Taste sowie die Kontextmenütaste weichen. Als Steuerung dient eine Taste, auf der eine Glühbirne abgebildet ist. Die Hintergrundbeleuchtung verfügt über vier Modi – aus, pulsierender Wechsel zwischen sechs Farben, blinkend und permanent. Um zwischen diesen zu wechseln, betätigt man Fn + Glühbirne. Ist man in dem Modus angelangt, wo nur eine Farbe permanent leuchtet oder blinkt, kann man mit der Glühbirnentaste zwischen drei Farben wechseln. Mit Fn + Bild hoch bzw. Fn + Bild runter lässt sich die Helligkeitsstufe regeln, wovon es nur drei gibt.

Zur Steuerung der Musik stehen dem Nutzer sechs Tasten zur Verfügung. Mit der Note öffnet man den standardmäßig eingestellten Musikspieler. Bei mir öffnete sich unter Windows der „Windows Media Player“, unter Linux (KDE neon) wollte sich leider nichts zeigen. Bei beiden klappte die Steuerung über Play/Pause, Stop, Vor und Zurück allerdings hervorragend. Die Stummschaltung funktionierte ebenfalls bei allen. Was man schmerzlich vermissen könnte, sind noch mehr Tasten zur Lautstärkesteuerung, denn die Lautstärke lässt sich über die Tastatur weder erhöhen noch senken.

Wer mit Makros arbeitet, wird sich an den programmierbaren Tasten erfreuen, die links vom Tastaturfeld platziert wurden und von G1 bis G5 nummeriert wurden. Damit etwa auf G2 nicht immer das gleiche passiert, gibt es auch noch drei Modi, nummeriert von M1 bis M3. Programmieren kann man diese mit der Software, die man entweder über die CD oder über die Amazon-Seite bekommt. Möchte man damit Tastenkürzel mit einem Tastendruck lösen, kann man dies über den Makro-Manager speichern, etwa auf G1 den Abruf des Windows-Explorers, was nach dem Speichern auch klappt. Auch eine Anwendungsmöglichkeit wären Cheats, so habe ich am Beispiel von „Grand Theft Auto III“ (2002) den Cheat „BANGBANGBANG“ als Makro programmiert. Ein Knopfdruck auf eine der G-Tasten, wo dieses Makro gespeichert wurde, genügt, und alle Autos in der Umgebung explodieren. Jedoch muss man sich gedulden, bis der Befehl vollständig ausgeführt wurde, permanentes Drücken erlaubt die Tastatur leider nicht. Die Verzögerungszeit zwischen den eingegebenen Tasten lässt sich ebenfalls einstellen, sei es die aufgenommene, eine fest vorgegebene oder gar keine. In welchem Modus (M1, M2, M3) man sich gerade befindet, kann man nur durch Probieren herausfinden.

Bei der Software lässt sich zudem die Sensitivität einstellen, etwa die Abtastrate oder die Wiederholrate. Natürlich lässt sich hierüber auch die Beleuchtung einstellen. Mir ist vorher aufgefallen, dass es im pulsierenden Modus auch Farben gibt, die es im permanenten Modus gar nicht gibt, etwa pink, cyan und gelb. Die Software erlaubt nämlich eine beliebige Konfiguration der drei festgelegten Farben. Theoretisch sind sehr viele Farben möglich, praktisch sieht man aber nicht viel davon. Manche Farben wirken heller oder dunkler als die gewünschte.

Auf so einer Tastatur soll man ja auch noch tippen können. Es fiel bereits der Begriff „mechanische Haptik“, man soll hier also trotz der Tatsache, dass es eigentlich eine klassische Rubberdome-Tastatur ist, das Gefühl bekommen, auf einer mechanischen zu tippen. Immerhin sind die Tastenkappen kompatibel zu denen für Cherry-MX-Switches, quasi könnte man andere Tastenkappen einsetzen oder die von dieser Tastatur in richtige mechanische Tastaturen mit diesen Switches einsetzen. Das Tippgefühl hinterlässt bei mir allerdings gemischte Gefühle. Einerseits will es sich einigermaßen angenehm anfühlen, beim längeren Schreiben aber wirkt das alles sehr anstrengend und mühsam. Hinzu kommt noch bei meinem Exemplar ein Verarbeitungsfehler bei der Rücktaste, diese kann man nämlich nicht sauber platzieren. Möchte man diese Taste nun von vorne betätigen, klemmt die beim ersten Tippversuch. Auch bei den Multimedia-Tasten klemmt die „Titel zurück“-Taste, weshalb es schon vorkam, dass mehrere Titel gewechselt wurden als ich eigentlich wollte. In der ersten Zeit erwischt man auch gerne die programmierbaren Tasten statt eines der ganz links platzierten, so erging es mir bei der linken STRG-Taste.

Die eigentliche Zielgruppe, nämlich die Computerspieler, könnten hier eher auf ihre Kosten kommen. Denn möchte man diese nur zum Spielen verwenden, macht sie ihre Sache ganz gut. Die Tasten sind für den Zweck nicht zu weich und nicht zu hart abgestimmt. Akustisch ist sie allerdings eher im mittleren Bereich, sie ist zwar nicht so laut wie eine IBM Model M, aber auch nicht flüsterleise wie eine Notebook-Tastatur. Vorausgesetzt, man kann sich mit den schwingenden Federn unter der Leertaste anfreunden, die sich manchmal akustisch bemerkbar machen. Eine Runde „Grand Theft Auto V“ (2015) ergab keinerlei Schwierigkeiten.

Im Dunkeln spielen kann auch mit dieser Tastatur dank Hintergrundbeleuchtung gut funktionieren, nur hatte ich den Eindruck, die Schrift trotz höchster Stufe wegen der verhältnismäßig kleinen Schrift auf den Tasten nicht wirklich gut ablesen zu können. Ist ein rein subjektiver Eindruck, aber es ist dennoch ein gruseliger. Auch werden einige Tasten nicht toll beleuchtet. Und sollte es einmal hell werden, benötigt man die Beleuchtung nicht unbedingt, denn dies ist erfreulicherweise eine Tastatur, wo man im Hellen die Beschriftung auch ohne Beleuchtung noch gut erkennen kann. Und wer die Tastatur für eine gewisse Zeit nicht verwendet, wird sich wundern, dass die Tastatur über einen Stromsparmodus verfügt, denn nach ca. 15 Minuten geht die Beleuchtung aus. Braucht man dank USB-Anschluss nicht unbedingt, aber wer’s braucht. Was man absolut nicht gebrauchen kann, ist der Modus „blinkend“, denn da blinken die Farben schneller als bei einem Fahrtrichtungsanzeiger im Auto. Sehr unangenehm, sicherlich nicht nur für meine Augen.

Zu der Sperrung der Windows-Taste muss man nicht viel sagen. Neben dem Windows-Logo ist ein Schlosssymbol. Mit Fn + Windows-Taste aktiviert man die Sperre. Links neben den Lock-LEDs befindet sich auch eine LED, die signalisiert, ob die Taste gerade gesperrt ist. Drückt man nun auf die Windows-Taste, öffnet sich kein Startmenü mehr. Wenn man öfters beim Spielen an die Taste herankommt, ist die Sperre ein wahrer Segen.

Die Tastatur ist weder Fisch noch Fleisch. Die Basics beim Spielen erfüllt diese vollkommen, aber die eigentlichen Basics einer Tastatur kann diese nur mit Mühe erfüllen. Für Schnelltipper machen die Tasten zu schnell müde, für Spieler macht das absolut keinen Unterschied. Die Verarbeitung ist hier auf einem erfreulichen Niveau, selbst wenn der Eindruck bei der Rücktaste stark gemindert wird. Holt man sich diese Tastatur beim Gebrauchtmarkt zu einem niedrigen Preis, hat man keine schlechte Wahl getroffen, wenn man eine hintergrundbeleuchtete Tastatur mit Makrotasten sucht. Schaut man sich allerdings den Neupreis von 40 € an, sollte man sich eher nach Alternativen umschauen. Selbst wenn man auf eines der Features verzichten muss, sei es die Makrotasten oder die Hintergrundbeleuchtung, spätestens beim Tippgefühl wird man auf bessere Exemplare treffen.

Dieser Testbericht wurde mit der getesteten Tastatur verfasst.

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