Ultimate Racing 2D • Klein, aber achja…

Rennspiele mit Top-Down-Perspektive hat man schon lange nicht mehr gesehen. Doch kann es dem bekannten Death Rally von 1996 auch ohne brutale Rennen die Stirn bieten?


Auf den Bildern wirkt das ultimate Rennen in 2D eher harmlos, doch auf dem Papier wirken die Features sehr füllig: über 45 Rennstrecken, befahrbar mit 35 Fahrzeugklassen. Wenn das mal nicht nach purer Abwechslung schreit. Die Auswahl an Fahrzeugen ist aber auch entsprechend breit gefächert. F1-Wagen, Tourenwagen, Sportwagen, klassische F1-Wagen, Motorräder und sogar Limousinen, Traktoren, funkferngesteuerte Mini-Fahrzeuge, Karts oder Gabelstapler. Eine breite Palette, die man sich in den Meisterschaften Level für Level erkämpfen kann. Auch das breite Angebot an Strecken kann sich durchaus sehen lassen, neben Nachahmungen von echten F1-Strecken gibt es auch antike Kurse, Kartbahnen und wortwörtliche Rundkurse.

Mit der Meisterschaft kann man sich die einzelnen Fahrzeugklassen Level für Level freischalten, dazu kauft man sich aus dieser Fahrzeugklasse einen bestimmten Wagen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Denn je nachdem, in welchem Rennstall man ist, können die Fahrzeuge langsamer oder schneller sein. Für ein schnelleres reicht es vorerst nicht, logisch, wir müssen vorerst Rennen gewinnen, um das entsprechende Geld zu kriegen. Mit fest vorgegebenen Strecken, wo wir sogar einige Eigenschaften selbstständig festlegen können – was vor allen Dingen für ein Meisterschaftsrennen ungewöhnlich ist – treten wir gegen unsere Kontrahenten an. Je nachdem, wie man lustig war, mit wenig oder unendlich vielen Rundenzeiten, mit Qualifizierung vor Rennstart, mit Turbo oder mit Reifenschaden.

Und los geht das Rennen. Viele Infos gibt die HUD nicht her, lediglich Platzierung, Runden, Rundenzeiten, Streckenübersicht und – falls eingestellt – Schadensanzeige und Turbo. Mit maximal 20 Gegnern kann man fahren, da kann es in den Kurven schon mal durchaus eng werden und die Gruppenkuschelei von Blech zu Blech ist unvermeidbar. Dafür muss man sagen, dass die KI äußerst fair ist. Manchmal kommt man sich dennoch ins Gedränge, aber jetzt nicht so, dass es gemein wirken würde. Sollte man es schaffen, einen Gegner vor die Wand fahren zu lassen, behelfen sie sich selber zurück zur Strecke, da ist man durchaus dümmere gewohnt, die entweder überhaupt nicht weiterfahren oder sich zurück auf die Strecke beamen. Verfügt die Strecke über Schotterpisten, bremsen die einen ordentlich ab und es wird schwierig, mit den Gegnern mitzuhalten, die eine Nuance zu perfekt fahren.

Wer rostet, muss auch rasten. So verfügen die Strecken wie es sonst auch üblich ist über größere Nothaltebuchten, die so genannten Boxenstopps. Diese sind besonders wichtig, wenn man Schaden aktiviert hat. Fährt man einmal hinein, wird man auf die dort übliche Geschwindigkeit heruntergebremst und man kann anhand eines blauen Balkens erkennen, wo man anhalten soll. Die Boxenstopps sollte man durchaus ernst nehmen, denn umso höher der Reifenschaden ist, desto langsamer ist das eigene Gefährt. Ein Driften bei den zahlreichen Kurven in den Strecken ist unabdingbar, weshalb der Reifenschaden durchaus gemein sein kann. Und keine Sorge: die gleichen Macken haben auch die Gegnerschaften, hin und wieder manövrieren auch sie in Richtung temporäres Abstellgleis.

Wer den Turbo aktiviert hat, sollte ihn auch nutzen, denn die fleißige KI macht davon auch Gebrauch. Und das äußerst gut dosiert. Zum Glück ist zur Wiederaufladung kein Boxenstopp notwendig, es genügt das Passieren der Ziellinie. Bemerkbar macht sich der Turbo durch einen kräftigen Vorwärtsschub und einen interessanten Wischeffekt hinter dem Fahrzeug. Doch man sollte diesen nicht zu oft nutzen, denn er nutzt sich schnell ab.

Auch gibt es die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad der Gegner einzustellen. Selbst im niedrigsten muss man durchaus vernünftig fahren, um eines der vorderen Ränge abstauben zu können, unfassbar leicht ist die KI keineswegs. Man kann es quasi „gut ausbalanciert“ nennen.

Hat man in der Meisterschaft ein Rennen gewonnen, kriegt man eine gewisse Geldsumme, die man in ein Fahrzeug des anderen Teams, welches ein Gefährt mit besseren Eigenschaften bietet, investieren kann. Einzelne Upgrades gibt es nicht, nach dem Motto „Entweder alles oder gar nichts“. Hat man alle Runden durch, kann man den nächsten Stern desselben Levels freispielen oder sich ans nächste Level ranmachen. Und davon gibt es so viele, wie es Fahrzeugklassen gibt.

Man kann sich aber auch eine eigene Meisterschaft bei „Championship“ basteln, dort kann man die jeweilige Fahrzeugklasse auswählen und sich selber die Strecken aussuchen, in welcher Reihenfolge man sie spielen möchte. Es gibt zudem noch die Option, bei jedem Rennen die Klasse zu wechseln, was an sich keine schlechte Idee ist. Daneben gibt es noch das schnelle Rennen, das Quick-Race, wo man im Prinzip sich ganz schnell sein kleines Rennen zusammen kredenzt.

Online-Partien sind ebenfalls möglich, so kann man sich einen öffentlichen oder privaten Raum erstellen und mit bis zu 20 menschlichen Spielern vom „Chef“ vorgegebene Strecken abfahren. Sollten nicht so viele menschliche Spieler mitfahren, lassen sich die restlichen Plätze durch KI-Gegner besetzen. So werden die Rennen dennoch nicht langweilig.

Über die Grafik kann man geteilter Meinung sein, man sieht aber schon anhand des Titels die Absichten. Gerade für ein 2D-Spiel sind die Grafiken überaus sehenswert. Grund zur Kritik gibt es dennoch, so passen einige Größenverhältnisse nicht ganz, wie etwa bei den antiken Strecken das Verhältnis Fahrzeug zu Publikum. Sonst sind mir allerdings keine Lücken, unsichtbare Mauern oder Grafikfehler beim kurzen Anspielen aufgefallen. Ist man am Driften, zieht man hinter sich Reifenspuren. Bloß schade, dass diese kurz danach auch wieder verschwinden. Zudem lässt sich die Kamera an der Höhe einstellen: von nah bis weit. Selbst bei „weit“ hat man immer noch einen guten Überblick über das Renngeschehen, ohne sich die Augen auszubrennen beim Absuchen der Details.

Zwar ist es löblich, dass es eine große Abwechslung an Fahrzeugklassen gibt, von sehr flotten Klassen bis zur Klasse „Was hat das auf einer Rennstrecke zu suchen?“, doch es ist schon recht eigenartig, dass sich alle recht ähnlich flott fahren. Klar gibt es bei unterschiedlichen Teams unterschiedliche Eigenschaften, aber diese übertragen sich auf alle Fahrzeugklassen. Heißt, der teuerste, nicht lizenzierte, Lamborghini kann genauso schnell sein wie der teuerste Gabelstapler. Hätte das Spiel die Möglichkeit, Rennen mit gemischten Klassen zu fahren, würde man diesen quasi nicht vorhandenen Unterschied bemerken.

Soundtechnisch habe ich ohnehin wenig erwartet, aber das wurde deutlich unterboten. Eher maue Musik im Hauptmenü, die die einzige ist, die man im gesamten Spiel hören wird. Und dann die Motorengeräusche… warum zum Geier klingt ein Supersportwagen bei voller Drehzahl wie ein schrottiger Kompaktklassewagen bei gefühlt 6000U/min im 5. Gang? Quasi sind die Sportwagen Wölfe im Schafspelz. Immerhin bei einigen Klassen passen die Geräusche durchaus, nur umhauen wird es keinen.

Eine Herausforderung sucht man im Spiel ebenfalls. Man kann zwar Klassen freischalten in der Meisterschaft, aber was nützt das, wenn man alle Klassen bereits im Championship oder im Quick-Race auswählen kann? Diese Tatsache könnte man durchs intensive Spielen der Meisterschaft irgendwie vertreiben, aber es zerstört dennoch die Herausforderung. Warum die Mühe machen, wenn man alles schon zur Verfügung hat?

Ultimate Racing 2D ist schwierig. Mit seiner Aufmachung ist es knuffig und definitiv für kleine Partien zwischendurch absolut tauglich. Auch die recht umfangreiche Anzahl an Fahrzeugklassen und Strecken mag durchaus gefallen, nur stört einen die Tatsache sehr, dass sie sich von ihren Eigenschaften zu sehr ähneln. Ein paar mehr Sachen wie Tag-/Nachtwechsel, Wetterbedingungen, mehr grafische Effekte und richtige freischaltbare Dinge, auf die man vorher keinen Zugriff hat, hätten dem kleinen aber feinen Spiel nicht geschadet. Wenn man allerdings den Preis von 9,99 € beachtet, ist das fast schon „Meckern auf hohem Niveau“. So bietet es mir allerdings zu wenig.


Testsystem

Betriebssystem:Microsoft Windows 10 Home 64-Bit (Version unbekannt)
Prozessor:Intel Xeon E3-1230v3
Grafikkarte:GIGABYTE GeForce GTX 1050 Ti
Soundkarte:ASUS Xonar DX
Festplatte:Western Digital WDC WD10EAVS 1TB
Arbeitsspeicher:16GB DDR3-1600

Daten zum Spiel

Titel:Ultimate Racing 2D
Erscheinungsdatum:24. Mai 2018
Entwickler:Applimazing
Publisher:Applimazing
System:Windows, Xbox One, PlayStation 4, Nintendo Switch

Hinweis: Zum Testzeitpunkt war das Spiel nur für Windows-Systeme verfügbar.

chevron_left
chevron_right

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentar
Name
E-Mail
Website