TruckersMP • Zwischen grölenden Spielern und hupenden LKW

Das Spiel Euro Truck Simulator 2 erfreut sich selbst knapp über 5 Jahre nach Release noch immer großer Beliebtheit. Nicht nur DLCs helfen dabei, sondern auch Modifikationen, etwa für den Multiplayer.


Fünf Jahre ist es schon her, als der Euro Truck Simulator 2 auf dem Markt kam. Und trotzdem ist es weiterhin eines der beliebtesten Spiele überhaupt. SCS Software veröffentlichte erst kürzlich ein DLC, womit man Spezialtransporte fahren konnte (quick-save berichtete). Doch nicht nur der Fleiß der Entwicklerfirma aus Tschechien treibt den Beliebtheitsgrad des LKW-Fahrsimulators nach oben. Ein kleines Entwicklerteam kreierte eine Modifikation für das Spiel, die es ermöglicht, mit mehreren Spielern auf einer Karte zu spielen. Und dabei haben die Macher des Spiels sowas nie vorgesehen und dabei bleiben sie bis heute. Aber was spricht gegen diese Möglichkeit? Gerade im riesigen europäischen Straßennetz, welches Euro Truck Simulator 2 hat, bietet sich ein Multiplayer durchaus an. Was gäbe es schöneres als mit einem Mitstreiter gemeinsam etwa von Lodz nach Cardiff zu fahren? Ein erregendes Gemeinschaftsgefühl.

Zwei LKW auf einem Rastplatz

Ein spielbares Exemplar des Machwerks konnte man erstmalig im Mai 2014 bewundern. Natürlich ohne die vielen Funktionen, die diese inzwischen umfangreiche Modifikation bietet. Auf einem einzigen Server konnten sich die Spieler begegnen, den anderen hinterherfahren oder sich im integrierten Chat gegenseitig zurufen oder – wie man es von Multiplayer-Spielen kennt – beleidigen. Da die Modifikation die Steam-Version von Euro Truck Simulator 2 benötigt, sieht man über dem LKW auch den Steam-Namen des Spielers, eine Nummer in Klammern markiert die ID. Die ID ist nicht nur dazu da, um sich bei einer Meldung wie „1337 record report“ nicht angesprochen zu fühlen, sondern auch, um einen Rabauken in die Schranken zu weisen. Denn im Gewusel kann es durchaus vorkommen, dass der Anhänger noch stärker beschädigt wird als im eigentlichen Offline-Geschehen.

Das Problem, sich auf nur einen Server zu beschränken, wurde recht flott erkannt. Der Server steht in Europa, doch was tun, wenn nun Spieler von weit weg ebenfalls in den Genuss des Gemeinschaftsgefühls kommen wollen? Die verursachen ein Problem: übermäßig hohen Ping. Da bleibt der LKW an einer Stelle stehen und ist zwei Sekunden später plötzlich einen Kilometer weiter. Mit etwas Pech bremst der Vordermann von 120 sofort auf 0 km/h und verursacht unfreiwillig eine Kollision, die einen dazu zwingen, ein voriges automatisch gespeichertes Spiel zu laden. Das löst allerdings eine Kettenreaktion aus. Mit der Zeit kamen mehr und mehr Server hinzu, inzwischen gibt es sehr viele für den europäischen Raum, jeweils welche ohne und welche mit Limitierungen.

Zahlreiche LKW bei einem schweren Unfall

Allmählich kamen auch mehr Features hinzu. Inzwischen ging man auch so weit, dass man einen Account bei der Seite der Modifikation benötigt, selbst für das simple Herunterladen. Da erstellt das Team nun einen Login-Screen und die Masse verzweifelt an der Eingabe des @-Zeichens bei der E-Mail-Adresse. Ein Workaround mit dem Kopieren dieses Zeichens im Betriebssystem und dem Einfügen in das entsprechende Feld behebt diese kleine bis heute existierende Macke. Und nicht nur der Steam-Name des Spielers ist zu sehen, sondern auch sein dort eingestellter Avatar. Ein nettes kleines Extra. Man erkannte zudem den Wunsch nach sogenannten Tags, die die Zugehörigkeit zu einem Team symbolisieren soll. Löste man das vorher durch die Änderung des Steam-Namens, gibt es jetzt durch das ebenfalls neu eingeführte Menü eine Option, sich eigene Tags zu verpassen, die man noch farblich gestalten kann. Praktisch ist vor allen Dingen die Erkennung der anderen Spieler über die Karte. Andere Spieler werden dort blau markiert, die eigenen Freunde in Steam sind sogar grün.

Abseits der Kommunikation über den Chat, der neben Werbung für virtuelle Firmen und Hinweise auf eine aufgenommene und gemeldete „Straftat“ samt ID des jeweiligen „Übeltäters“ beinhaltet, wurde eine weitere Kommunikationsmöglichkeit über die Stimme eingeführt mit einem Voicechat, was dem Prinzip des PTT (Push-to-talk) folgt. So kann man seine Sorgen über die Fahrweise des Anderen ebenfalls loswerden. Sei es schreiend durch ein 2-€-Grabbeltisch-Mikrofon oder leise durch ein Headset-Mikrofon.

Lange Zeit gab es bei dieser Modifikation keine „Spawn Protection“. Sobald jemand sein Spiel geladen hat, welches zuvor mitten auf der Straße gespeichert wurde, konnte es mitunter zu einer Kollision führen. Diese hatte meistens zur Folge, dass einer von beiden in die Straße eingepflanzt und so zum Neuladen gezwungen wurde. Erst kürzlich ist ein Ghost Mode eingeführt worden, der genau das verhindern sollte. Lädt jetzt jemand sein Spiel, ist er für ein paar Sekunden durchsichtig. Das ist man übrigens auch bei den Firmen, wo man die Fracht abladen darf. Dort ist es auch bitter nötig, da sich hier viele Spieler in die Quere kommen.

Die Modifikation bleibt bis heute nicht frei von irgendwelchen Kinderkrankheiten, denn selbst heute ist sie weiterhin in der Alpha-Phase. Die Mod muss jeweils an die aktuellste Version angepasst werden (oder man hindert Steam an einem Update, was schwierig ist). Die Engine ermöglicht zudem keinen KI-Verkehr im Multiplayer. Problematisch sind weiterhin die Bahnübergänge, wo bei dem einen ein Zug kommt, beim anderen jedoch nicht. Und nicht immer gibt es Aufträge. Manchmal gibt es gar keine und man muss direkt zur Firma fahren, um welche angezeigt zu bekommen. Ein bisheriger Workaround ist schlafen oder den aktuellen Auftrag abbrechen. Selbst da sollte man sich nicht über eine fliegende Zeit wundern, die letzten Endes zur gleichen Zeit mutiert, die man auch vorher hatte. Denn die Server haben ihre eigene Uhrzeit.

Der Multiplayer hat gerne irgendwelche Staupunkte, wo sich eine große Anzahl an Spielern ansammelt und einen Stau verursacht. Daraus resultiert eine geringe Performance in diesem Gebiet, lautes Hupen, Gemecker im Voicechat oder Beleidigungen im Textchat. Zum Glück schauen Moderatoren beim Spektakel zu, um die ungeduldigen Quälgeister sprichwörtlich aus dem Verkehr zu ziehen.

Zwei PKW an einer Autobahn, einer auf dem Dach im Grünstreifen

TruckersMP wird zudem gerne für Konvoi-Fahrten verwendet, wenn eine Truppe von mehreren Leuten gleichzeitig von A nach B fahren möchte. Für diese Zwecke wurde ein Auto hinzugefügt. Ja, richtig gelesen, ein Auto, in einer LKW-Simulation. Ein lizenzfreier Nachbau eines Skoda Superb. Zwar ist die Steuerung interessant gelungen, jedoch kommt sie logischerweise nicht an das Handling richtiger Autofahrsimulationen ran. So kommt es gerne mal vor, dass Möchtegern-F1-Fahrer mit 200 km/h an einem Stau vorbeirauschen wollen, aber dennoch eine Katastrophe verursachen. Jedoch wurden sie für den Zweck geschaffen, einen Konvoi zu begleiten. Doch die freie Verfügbarkeit für alle entfremdet diesen Zweck im erheblichen Maße.

Zunächst hieß die Modifikation ETS2MP, ehe zugunsten der Simulation American Truck Simulator die Modifikation in TruckersMP umbenannt wurde. Denn die Macher haben die Multiplayer-Funktionalität auch relativ problemlos zum „baugleichen“ Simulator rüberbringen können. Inzwischen lässt da die Aktivität ziemlich nach, wo noch knapp nach Release regelrechte Partystimmung vorzufinden war. Insbesondere dadurch, dass Spieler, die sich schlicht nach dem Navigationssystem richteten, sich auf einmal auf einer Nebenstraße befanden und auf einer noch engeren weiterfahren wollten.

Alles in allem, was kann man zu TruckersMP sagen? Natürlich kann die Community einen zur Weißglut treiben, aber viele versuchen auch, vernünftig ihre Ladung abzuliefern, was das Gemeinschaftsgefühl wieder bestärkt. Da treten die vielen Macken weit in den Hintergrund. Doch großartigen Grund zur Beschwerde gibt es dennoch nicht. Man muss zwei Sachen beachten: Alpha und kostenlos. Es ist weiterhin in der Alpha-Phase und die Macher werkeln kräftig daran weiter. Und es ist für alle kostenlos verfügbar. Eine sinnvolle kostenlose Erweiterung für alle, die gerne gemeinsam auf der riesigen Karte von Euro Truck Simulator 2 von A nach B fahren wollen und anderen ihre Fahrkünste zeigen wollen oder sich nur gegenseitig begrüßen.

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